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Fuller-Brosche London, British Museum Große Güte, wie lange ist es her, dass ich zum ersten Mal von ihr hörte. Das war noch während des Studiums und meine erste Bekanntschaft mit ihr machte ich über eine mäßige schwarz-weiß-Abbildung, wenn ich mich recht erinnere. Heute begegnete ich ihr zufällig wieder, diesmal digital.

Darf ich vorstellen: die Fuller-Brosche, die frühste bekannte bildliche Darstellung der fünf Sinne in der Kunst, zumindest in der westlichen Kunst.

Eine angelsächsiche Silberbrosche aus dem 9. Jahrhundert n.Chr., exzellent erhalten für ihr Alter. Meine Beschäftigung mit den fünf Sinnen in der Kunst mündete in wissenschaftlichen Untersuchungen. Diese Brosche kam darin nur am Rande vor. Und doch erinnere ich mich gut, dass es ein ganz besonderes Erlebnis war, als ich ihr vor einigen Jahren endlich Auge in Auge gegenüberstand, im British Museum in London. Es war beinahe, als träfe ich eine alte Bekannte. 

Die älteste bekannte Darstellung der fünf Sinne in der Kunst

Die fünf inneren Felder der Oberfläche sind je einem der Sinne gewidmet. In der Mitte der Sehsinn, ganz allein durch die (im Vergleich zu den anderen Figuren) großen, aufgesperrten Augen repräsentiert. Links oben der Geschmackssinn, die Figur steckt sich ihre eigene Hand in den Mund. Rechts daneben der Geruchssinn, bei dem die Figur an einer Pflanze riecht. Links unten hält die Figur zur Darstellung des Hörens lauschend die Hand ans Ohr. Und rechts unten schließlich reibt die fünfte Figur ihre Hände aneinander, vermutlich um sie zu erwärmen, und vertritt damit den Tastsinn.

Rätselhafte Darstellungen, eine Ikonographie, die anscheinend aus dem Nichts auftauchte und die auch, soweit bekannt, keine Nachfolge kannte. Keine direkte jedenfalls. Welch ein Glück, dass dieses Stückchen Silber nie zu anderen Zwecken eingeschmolzen wurde und wir so immer mal wieder über diese mysteriöse Darstellung staunen können. Ich jedenfalls.

27. Januar 2012

 


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