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Paulus Moreelse, Blonde Schäferin, 1624 Wir wissen nicht einmal, wie sie hieß. Wahrscheinlich entweder Catharina oder Johanna oder Gijsberta. Doch es hat sie gegeben. Und weil Malerinnen unter den Malergrößen des 17. Jahrhunderts noch spärlich gesät sind, sind diese Zeilen ihr gewidmet.

Ihr Vater gehörte, wenn auch sein Ruhm heute etwas verblasst sein mag, zu den großen Künstlerpersönlichkeiten seiner Zeit und seiner Stadt, und wohl auch darüberhinaus. Er hatte viele Kinder, darunter sieben Töchter. Und von einer berichtet der Utrechter Humanist Aernout van Buchel, dass er sah, wie sie am 14. November 1634 ihrem Vater half, einige Details eines Portraits zu malen. Das ist alles, was wir wissen. Und dass sie wohl nie verheiratet war. Alles andere müssen wir deduzieren, vermuten, erraten.

Das Malen hat sie sicherlich beim Vater und in seiner florierenden Werkstatt gelernt. Vielleicht auch das technische Handwerk, das dazugehörte, wie Pigmente reiben, Leinwände grundieren und Zeichnen sowieso. Wenn sie auch sicher nicht in der Zeichenakademie zugelassen war, die ihr Vater zusammen mit führenden Meistern seiner Stadt Utrecht betrieb. Das hielt man nichts für Frauen. So musste auch Anna Maria van Schurman, eine der erste großen intellektuellen Frauenzimmer ihrer Zeit, hinter einem Vorhang versteckt werden, wenn sie Vorlesungen an der Universität lauschte, was ihr nur mit solcher Heimlichtuerei gestattet war. 

Eine malende Tochter des Paulus Moreelse aus Utrecht

Unsere Malerin hat vielleicht sogar recht lange im väterlichen Betrieb mitgearbeitet. Malerinnen hörten oft auf, ihr Fach auszuüben, wenn sie heirateten. Denn das passte nicht zu den Pflichten und dem Ansehen einer Ehefrau und ihrer Aufgabe, einem bürgerlichen Haushalt vorzustehen. Da unsere Catharina oder Johanna oder Gijsberta nie heiratete, entfiel immerhin dieser Grund aufzuhören mit dem Malen. Wir kennen leider auch kein Werk von ihrer Hand. Vielleicht wurden ihr generell bestimmte Details zur Ausarbeitung überlassen, in Vaters Bildern oder denen seiner Angestellten. Eine Form der Arbeitsteilung, hier ein Kragen, dort eine Hand ... Das muss nicht heißen, dass sie nicht mehr konnte. Aber mehr wurde vielleicht auch nicht von ihr erwartet, oder ihr zugestanden.

Über ihr Leben und Werk wäre zugegebenermaßen auch nicht mehr bekannt, wenn wir ihren Vornamen wüssten. Wir kennen nur den Nachnamen: Moreelse, wie ihr Vater Paulus Moreelse. Wir alle sind uns dessen bewusst, dass Namen nur Schall und Rauch sind. Und doch wünschte ich, Herr Van Buchel, ein gebildeter und aufmerksamer Mann, hätte ein wenig besser aufgepasst und ihren Namen notiert, als er ihr Talent an jenem Novembertag bemerkte.

 23. Januar 2012

 


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