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Abraham Bloemaert war von immenser Bedeutung für die Entwicklung der Utrechter Gruppe von Künstlern, die als Utrechter Malerschule bekannt werden sollte. Neben seiner eigenen langjährigen Produktivität als Maler war er auch verantwortlich für die gediegene Ausbildung vieler Maler und Zeichner in Utrecht. Im Winter 2011-2012 widmet das Utrechter Centraal Museum dem vielleicht wichtigsten Künstler der Stadt eine umfassende Ausstellung. Anlass für ein kleines Interview mit Abraham Bloemaert.

Herr Bloemaert, schön, dass Sie sich etwas Zeit für uns genommen haben, vielen Dank. Sie haben sich anlässlich der Ausstellung zum 'Bloemaert-Effekt' im Utrechter Centraal Museum wieder nach Utrecht begeben. Wie gefällt Ihnen denn die Ausstellung zu Ihrem Lebenswerk?

Abraham Bloemaert, "Vater" der Utrechter Malerschule, Detail eines Portraitstiches.AB: Es ist für mich natürlich ein gewaltiges Erlebnis, nach all den Jahren so viel von meinem eigenen Œuvre wiederzusehen. Die Säle kommen mir ungewohnt kahl vor, doch wie man mir sagte, entspricht dies zeitgemäßer Präsentation. Zu meiner Zeit sahen Räume, in denen Gemälde hingen, ganz anders aus. Dennoch, es hat mich sehr bewegt, auch der Umstand, dass so viele Menschen Interesse an meinem Werk haben. Es scheint ja, dass einige meiner Kollegen heutzutage doch einen größeren Ruf genießen. Sehr nett übrigens, Pauls Bildnis von mir gleich zu Beginn der Ausstellung zu sehen. Ich verstand mich immer recht gut mit Paulus Moreelse. Aber seien wir ehrlich: So frisch wie auf diesem Portrait sehe ich ja bereits eine Weile nicht mehr aus.

Gibt es Dinge, die Sie bei einer solchen Ausstellung anders gehandhabt hätten?

AB: Schwierig zu sagen. Wir kannten diese Art der Zurschaustellung von Bildern ja nicht. Wir hingen Gemälde oder auch Kupferstiche und Radierungen in Wohnhäusern, Kirchen und Palästen auf, oder in Versammlungsräumen von Institutionen wie Gilden oder Armenhäusern. Das Konzept 'Ausstellung in einem Museum im 21. Jahrhundert' ist mir doch recht fremd. Aber es hätte mich gefreut, mehr Werk von meinen Zeitgenossen zu sehen. Ich habe ja nicht im luftleeren Raum gearbeitet. Fast mein Leben lang war ich umgeben von Kollegen, in meiner Werkstatt, in der Stadt, in der Sankt-Lukasgilde u.s.w. Man lief sich in einer Stadt wie Utrecht ja ständig über den Weg. Wir haben uns natürlich alle irgendwie gegenseitig befruchtet. In der Ausstellung fand ich lediglich den Hinweis, dass Werke meiner Kollegen und Schüler in einem anderen Saal zu bewundern sind. Habe den letztendlich auch gefunden. Ein für Besucher unpraktisches Museum, übrigens, finden Sie nicht? So viele Auf und Abs, merkwürdige Gänge, ich kam mir vor wie in einem Labyrinth. 

Das Museum befindet sich im ehemaligen Agnietenkloster der Stadt und ist natürlich nicht ursprünglich als Museumsbau angelegt. Das erklärt vermutlich die ungewöhnliche architektonische Einteilung.

AB: Jaja, das Agnietenkloster! Wir hatten dort eine Zeit lang einen Ausstellungssaal für die Gemälde der Utrechter Maler. Quasi als Vorläufer des heutigen Museums. Aber es sah damals doch alles sehr anders aus als heute. Und nicht nur in der Umgebung des Klosters. Unglaublich, wie viele Häuser in der Stadt hinzugekommen sind, nicht wiederzuerkennen! Paulus [Moreelse] hatte ja damals bereits Pläne für eine Erweiterung der Stadt nach Westen gemacht, doch da wurde erst einmal nichts draus. Und sehen Sie sich nun einmal an, wieviele Gebäude in den letzten Jahrhunderten hinzugekommen sind. Nur meine eigenen Häuser sind nicht mehr zu finden.

Gestern habe ich Ihnen gezeigt, wo Ihr Haus am Mariaplaats stand.

AB: Das war sehr nett, danke, doch Sie verstehen, dass das enttäuschend für mich war. Wieviele Erinnerungen habe ich an diesen Ort, und nun steht dort eine Wohnanlage, die in nichts meinem Haus dort gleicht. Allerdings war ich beeindruckt von dem Mosaikboden, der dort noch zu sehen ist. Dass der all die Jahre unter meinem Fußboden lag - und ich wusste nichts davon! Darf ich eigentlich den Hausrat wieder mit mir nehmen, der dort noch gefunden wurde? Jeder hebt doch gern die kleinen Schuhe seiner eigenen Kinder auf.

Oh, ich bezweifle, dass ich das entscheiden kann, dazu müssten Sie sich ans Centraal Museum wenden.

AB:  Ach ja, na dann.

Die Ausstellung zu Ihrem Lebenswerk wird demnächst auch in Schwerin in Deutschland zu sehen sein. Werden Sie dort auch hinreisen?

AB: Ach wissen Sie, eigentlich fühle ich mich zu alt zum Reisen. Allerdings habe ich Deutschland noch nie besucht, vielleicht sollte ich das einmal tun. Wir hatten einige deutsche Künstler in Utrecht, Jacob Marrell, Joachim von Sandrart und Nikolaus Knupfer (oder Knüpfer), der auch in meiner Werkstatt gelernt hat. Von denen habe ich natürlich auch das ein oder andere über Deutschland gehört. Wäre aber auch interessant, nun zu sehen, inwiefern das stimmte, und was sich alles verändert hat.

Herr Bloemaert, sollten Sie tatsächlich nach Schwerin reisen, würde ich mich freuen, wenn Sie mir von Ihren Eindrücken berichten würden. Einstweilen danke ich Ihnen herzlich für dieses Gespräch und wünsche Ihnen alles Gute.

2. Februar 2012

 


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