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Die Vecht bei Loenen Die Vecht war ursprünglich der nördlichste Rheinarm und verlief östlich an Utrecht vorbei, um sich nach etwa 40 km in das aus römischer Geschichtsschreibung bekannte Flevomeer, später in die Zuiderzee zu ergießen. Seit Utrecht im Mittelalter seine Grachten graben ließ, liegt der Beginn am Ende der nördlichen Stadtumwallung, bei der so genannten Weerdsluis. Und seit der Errichtung des Afsluitdijk im Jahr 1932, des Dammes, der die Zuiderzee von der Nordsee trennt, liegt die Mündung der Vecht nicht mehr in der Zuiderzee sondern in der Nähe von Muiden im neu entstandenen IJmeer.

Zugegebenermaßen, man mag den Anwohnern der Vecht, die von den Römern Fectio genannt wurde, Lokalpatriotismus vorwerfen, wenn sie ihren Fluss zum schönsten des Landes küren. Doch wer die Region einmal besucht hat, lässt sich tatsächlich schnell überzeugen - bisweilen sogar bei schlechtem Wetter. 

Landhaus Vechtoever in Maarssen

Die Vecht war nicht nur jahrhundertelang eine bedeutende Handelsroute, denn vor dem Bau eines einigermaßen brauchbaren Straßennetzes war es sowohl für den Verfuhr von Personen als auch von Gütern weitaus praktischer, die Wasserwege zu verwenden. Nein, unser Fluss errang auch große Bedeutung als ein Gebiet für Sommerresidenzen reicher Amsterdamer, die sich ab dem 17. Jahrhunderts an den Ufern der Vecht prächtige Landsitze, so genannte buitens oder buitenplaatsen errichten ließen. Viele dieser kleinen Paläste haben inzwischen das Zeitliche segnen müssen. Viele sind aber auch erhalten geblieben und lassen sich noch heute - wenigstens von außen - bewundern. Denn nur in den wenigsten Fällen handelt es sich heute um öffentliche Gebäude, die einen Einblick ins Innere erlauben würden. Die meisten befinden sich in Privatbesitz, im Besitz von Stiftungen oder werden geschäftlich genutzt.

Schloss Gunterstein in Breukelen, Wassergraben Das tut dem Genuss der Schönheit der Vechtufer keinen Abbruch. Bereits in vergangenen Jahrhunderten haben Liebhaber der Dichtkunst viele aneinandergelegte Meter Papier mit lobenden Versen über den Fluss, seinen anrainenden Bauten und deren Parks und Gärten gefüllt.

Auch romantische Schlösser gibt es links und rechts des Flusses. Nicht nur das vermutlich märchenhafteste Schloss der Niederlande, Kasteel de Haar unweit von Vleuten. Dieses stammt zwar aus dem Mittelalter, doch geht sein heutiges Angesicht weitgehend auf Renovierungsarbeiten des berühmten Architekten Pierre Cuypers (1827-1921) zurück. Andere Schlösser liegen weitaus näher am Vechtufer, haben weit ins Mittelalter zurückreichende Fundamente und wurden bisweilen - entsprechend der Mode des 17. und 18. Jahrhunderts - vor ihren Besitzern zu ähnlichen Landgütern umgestaltet, wie die reichen Amsterdamer Kaufleute sie sich hier bauten. Wie vieles Andere sind auch einige solcher Schlösser den Verwüstungen der französischen Eroberungen 1672/73 zum Opfer gefallen. Doch manche überstanden diese und andere kriegerische Zerstörungwut oder wurden gleich anschließend wieder aufgebaut, wie Schloss Gunterstein und Schloss Nijenrode in Breukelen (wo seit über einem halben Jahrhundert eine namhafte Business University untergebracht ist).

Schloss Zuylen mit SchlangenmauerIm Gegensatz zu diesen beiden sind das Muiderslot im Norden der Vecht und das Slot Zuylen in Oud Zuilen am südlichen Ende des Flusses als Schlossmuseen glücklicherweise für ein interessiertes Publikum zugänglich. Schloss Zuylen zum Beispiel zeichnet sich nicht nur dadurch aus, dass hier einst eine der interessantesten weiblichen Schriftstellerpersönlichkeiten des Landes, Belle van Zuylen (1740-1805), residierte. Das Anwesen verfügt auch über eine einzigartige 'Schlangenmauer', so genannt wegen ihrer sich in Kurven windenden Form. Diese ermöglichte es, hier im nach unserem Erleben oft nass und grau erscheinenden nördlichen Klima sogar tropische Gewächse gedeihen zu lassen. Auch das liebevoll gestaltete Interieur mitsamt historischer Küche, zum Diner gedecktem Speisesaal und als Highlight dem Gobelinsaal und der geschichtsträchtige Park laden die Besucherphantasie ein, sich in andere Zeiten zu versetzen. Wie auch viele andere Orte und Örtchen entlang der Vecht.

Wer mehr über die Region erfahren möchte, ist beispielsweise im Vechtstreekmuseum an der richtigen Adresse. Dieses von ehrenamtlichen Mitarbeitern betriebene kleine Museum befindet sich im ehemaligen Kutscherhaus Silverstein des Landgutes Goudestein, eines der Highlights unter den Sehenswürdigkeiten an der Vecht.

Vechtbrücke in BreukelenKommunale Versuche, den (internationalen) Tourismus in der Umgebung zu entwickeln, sind noch zaghaft. Das hat zur Folge, dass Sie die Region um diese Perle unter den niederländischer Flussregionen quasi ungestört von Einflüssen des Massentourismus erleben können. Und im Übrigen hilft Kukullus gern, wenn Sie einen Ausflug an die Vecht unternehmen möchten. Authentische Dörfer wie Loenen, Breukelen, Maarssen, Oud Zuilen warten darauf, von Liebhabern entdeckt zu werden - ob nun per Boot, per Fahrrad oder per Pedes.

Kurzum: Die Vecht ist eine Reise wert.

29. Februar 2012

 


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