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Ouderkerk aan de Amstel, jüdischer Friedhof, GrabEin historischer jüdischer Friedhof

Unter den vielen sehenswerten Dörfern im Grünen zwischen Amsterdam und Utrecht sticht Ouderkerk aan de Amstel durch eine Besonderheit hervor. Als sich ab dem Ende des 16. Jahrhunderts zahlreiche von der iberischen Halbinsel vertriebene sephardische Juden im vergleichsweise toleranten Amsterdam niederließen, war es ihnen nicht erlaubt, ihre Toten im Stadtgebiet zu begraben. Sie wurden anfänglich in Groet bei Alkmaar beerdigt. Ab 1614, nachdem die jüdische Gemeinde ein Stück Land in Ouderkerk erwerben konnte, fanden die Begräbnisse hier statt.

 

Ouderkerk-Amstel, jüdischer Friedhof, einige der ältesten GräberDieser Beth Haim (Haus der Lebenden) genannte Friedhof ist der älteste jüdische Friedhof der Niederlande und er wuchs auch zum größten heran. Rund 27.000 Beerdigungen fanden hier statt. Die Trauergesellschaften fuhren hierzu per Treidelboot (trekschuit) die Amstel hinauf und legten am damaligen Haupteingang des Friedhofs an. Wenngleich viele der Gräber durch den weichen Boden im Laufe der Zeit in eben jenem versunken sind, vermittelt die Anlage noch heute einen Eindruck von der Größe und Bedeutung der jüdischen Gemeinde in Amsterdam und Umgebung. Bis 1642 wurden hier auch aschkenasische Juden, eingewandert aus Deutschland und Osteuropa, bestattet. Danach stand für sie der jüdische Friedhof in Muiderberg an der Zuiderzee (heute am Ijsselmeer) zur Verfügung.

 

 

Beeindruckende jüdische Gräber

Ouderkerk aan de Amstel, jüdischer Friedhof Urnengräber von OpfernWesterbork Weite Teile von Beth Haim, darunter der älteste Teil zwischen Kerkstraat und dem Flüsschen Bullewijk, sind gut von außen zu sehen. An der Koningin Julianalaan gibt es einen Eingang, über den man das Gelände betreten kann. Zu den auffallendsten Gräbern, von denen manche noch prächtigen skulpturalen Schmuck aufweisen, zählen einige aus dem 17. Jahrhundert. Darunter befindet sich auch das Grab des Rabbi Menasse ben Israel (1604-1657), der als Buchdrucker aktiv war, mit Rembrandt bekannt war und mit ihm zusammenarbeitete, der mit führenden Geistern seiner Zeit korrespondierte und der sich für die Rechte der Juden in England unter Oliver Cromwell einsetzte.

Der jüdische Friedhof in Ouderkerk diente auch als Inspirationsquelle für zwei der berühmtesten Gemälde Jacob van Ruisdaels, eines davon heute im Detroit Institute of Fine Arts, das andere in der Dresdener Gemäldegalerie. Bereits Johann Wolfgang von Goethe war von Ruisdaels Gemälden des Friedhofs beeindruckt. "Bedeutende, wundersame Gräber aller Art, durch ihre Formen theils an Särge erinnernd, theils durch große aufgerichtete Steinplatten bezeichnet, geben beweis von der Wichtigkeit des Kirchsprengels und was für edle und wohlhabende Geschlechter an diesem Orte ruhen mögen" schrieb er in seinem Aufsatz "Ruysdael als Dichter" von 1816.(1)

Zur (englischen) Webseite von Beth Haim.

(1) Zitiert nach: Goethe's saemmtliche Werke, Bd. 5, Paris 1836, S. 573, das gerade (digital) zur Hand war. 

Oktober 2012

 


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