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Explosion spanisches Schiff bei der Seeschlacht von Gibraltar Ob es nun eine Führung im Rijksmuseum oder im Mauritshuis ist oder in Delft, Utrecht, Amsterdam, Gouda – der 80-jährige Krieg kommt dabei so gut wie jedes Mal zur Sprache. Das liegt nicht nur daran, dass dieser Freiheitskampf der Niederlande so lange dauerte, sondern auch an seiner zentralen Bedeutung für die nationale Identität des Landes – damals wie heute. Noch immer ist die Nationalhymne der Wilhelmus, in dem der erste bedeutende Anführer des achtzigjährigen Krieges – Wilhelm von Oranien, genannt der Schweiger – besungen wird. Unter diesem Wilhelm von Oranien, der noch heute als „Vater des Vaterlandes” verehrt wird, begannen die nördlichen Provinzen der Niederlande, sich von der katholischen Herrschaft des spanischen Königs freizukämpfen und eine protestantische Republik zu werden.

Vom 12. Oktober 2018 bis 20. Januar 2019 widmet das Rijksmuseum in Amsterdam dieser so entscheidenden Periode der niederländischen Geschichte eine große Sonderausstellung. Anlass ist der Umstand, dass der Kampf offiziell 1568, also vor runden 450 Jahren, begann. Der achtzigjährige Krieg war ein Generationen übergreifender Konflikt und endete erst 1648, als in Münster der Westfälische Friede geschlossen und die niederländische Republik offiziell als souveräner Staat anerkannt wurde.

Der niederländische Freiheitskampf – eine Ausstellung im Rijksmuseum Amsterdam

Es waren 80 Jahre, in denen viel geschah. Es ging um Religion, aber auch um Privilegien des Adels. Er wurde nicht nur zu Lande sondern auch auf See ausgetragen, immerhin kämpften sowohl Spanien als auch die Niederlande um Vorherrschaft auf den Weltmeeren. Der Krieg kostete vielen Menschen das Leben, oder wenigstens ihr Zuhause. Zahllose Menschen gerieten auf die Flucht und die Tausenden und Abertausenden, die aus den katholisch und spanisch bleibenden südlichen niederländischen Provinzen nach Holland flüchteten, haben ganz wesentlich zur wirtschaftlichen Blüte beigetragen, die in der niederländischen Republik für viele zu Reichtum und Wohlstand führte.

Während dieser 80 Jahre wurde jedoch nicht nur gekämpft. In dieser Zeit entstanden auch Hauptwerke der niederländischen Malerei im so genannten Goldenen Zeitalter. Große Meister wie Frans Hals (selbst ein Kind von Immigranten aus den südlichen niederländischen Provinzen) und Rembrandt van Rijn waren in dieser Epoche aktiv. Die Ausstellung im Rijksmuseum in Amsterdam ist ein Muss für Freunde der Niederlande und ihrer Geschichte. Sie beleuchtet diese kriegerischen 80 Jahre aus verschiedenen Gesichtspunkten.

Auch eine gute Idee: den Besuch der Ausstellung mit einer Führung in der Sammlung von Meisterwerken des (16. und) 17. Jahrhunderts im Rijksmuseum Amsterdam  kombinieren!

Wilhelm von Oranien, Porträt Adriaen Thomasz. Key, RijksmuseumDelft und Utrecht und der achtzigjährige Krieg

Doch wie eingangs gesagt, hat der achtzigjährige Krieg fast überall im Land historische und manchmal tastbare Spuren hinterlassen – nicht nur in den Depots und Ausstellungssälen von Museen.

Auch Delft gilt als Oranier-Stadt und so ergänzt auch eine Stadtführung in Delft Ihre Erkundung der ereignisreichen Zeit des achtzigjährigen Krieges in den Niederlanden. In Delft wurde Wilhelm von Oranien hinterrücks ermordet und begraben. Das prachtvolle Grabmonument, das ihm zu Ehren errichtet wurde, kann in der Nieuwe Kerk bewundert werden und im Delfter Prinsenhof residierte Wilhelm der Schweiger jahrelang. Der Prinsenhof beherbergt heute ein sehr sehenswertes Museum. Hier sind in einer Wand noch die Löcher der Pistolenkugeln zu sehen, mit denen Balthasar Gerards ihn 1584 erschoss. Vom 18. Oktober 2018 bis 3. März 2019 widmet das Museum Prinsenhof in Delft seinem berühmtesten Bewohner die umfassende Ausstellung „Wilhelm von Oranien ist hier”. Dabei wird neben vielen anderen interessanten Objekten auch eine jüngst vom Rijksmuseum erworbene seltene Büste des Wilhelm von Oranien gezeigt, die aus dem Atelier des Bildhauers und Architekten Hendrik de Keyser (1565-1621) stammt. Von dieser kleinen Büste sind drei Exemplare bekannt, die alle drei nach dem Terracotta-Modell De Keysers für das Prunkgrab Wilhelm von Oraniens in Delft gegossen wurde.

In Utrecht wurde 1579 die Utrechter Union (Unie van Utrecht) geschlossen, die als Gründungsakt der Republik der Sieben Vereinigten Niederlande angesehen wird. Hieran wird in Utrecht noch stets mit einem Denkmal zu Ehren des Initiators Johann dem Älteren von Nassau-Dillenburg (Jan VI van Nassau-Dillenburg), einem Bruder Wilhelms von Oranien, auf dem zentralen Domplein (Domplatz) erinnert. Die Folgen des Freiheitskampfes der Niederlande kommen natürlich auch bei einer Stadtführung in Utrecht zur Sprache. 

Gründe und Gelegenheiten genug, sich ein wenig mit dem achtzigjährigen Krieg vertraut zu machen - für alle, die mit einem Besuch in den Niederlanden liebäugeln, und alle anderen, die auch ab und an über die Welt und ihre Bewohner nachdenken.

 

 

Mord Wilhelm von Oranien Elfenbeinkugel Prinsenhof Delft

Auf dieser geschnitzten Elfenbeinkugel im Museum Prinsenhof in Delft wird der Mord an Wilhelm von Oranien durch Balthasar Gerards im Jahr 1584 dargestellt. 

 

Hut Ernst Casimir von Nassau-Diez, Rijksmuseum

Der Hut des Ernst Casimir von Nassau-Diez. Bei der Belagerung der Stadt Roermond 1632 inspizierte Ernst Casimir einen Laufgraben. Dabei traf ihn ein Schuss aus einer Muskete in den Kopf. Im Hut ist das Einschussloch deutlich erkennbar. Rijksmuseum Amsterdam. 

 

Louise Juliana von Oranien-Nassau, Daniel van den Queborn, Siegerlandmuseum Siegen

Louise Juliana von Oranien-Nassau (1576-1644), eine Tochter des Wilhelm von Oranien, geboren im Prinsenhof in Delft. Porträt von Daniel van den Queborn von ca. 1580 aus dem Siegerlandmuseum in Siegen, ausgestellt im Prinsenhof in Delft. Dieses Mädchen mit seiner Puppe wird später die Mutter von Friedrich V. von der Pfalz, dem so genannten Winterkönig. 

 

Hendrik de Keyser, Büste Wilhelm von Oranien, Rijksmuseum, ausgestellt im  Prinsenhof Delft

Bronze-Büste des Wilhelm von Oranien von Hendrik de Keyser, Neuerwerbung des Rijksmuseum Amsterdam, ausgestellt im Prinsenhof in Delft. Büsten dieser Art wurden in kleiner Auflage gegossen und waren als "Oranier-Souveniers" für Würdenträger gedacht, die an der Errichtung des Grabmonuments für Wilhelm den Schweiger in der Nieuwe Kerk in Delft beteiligt waren. 

 

3. Oktober 2018 

 


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