Oft muss ich, bedingt durch das Tagesgeschäft, mit sträflicher Respektlosigkeit an erstaunlichen Meisterwerken der Kunst vorbeieilen. Wenn beim Aufenthalt im Museum z.B. wieder mal praktisch gedacht, geplant oder eine Reihenfolge für eine Museumsführung vorbereitet werden muss.
Jan Lievens, Stillleben mit Büchern, ca. 1627-1628, Rijksmuseum Amsterdam
Zum Glück gibt es aber immer wieder Momente, in denen Minerva, die Göttin der Künste, mich mit unsichtbarer Hand zur Kontemplation zwingt. In denen ich ungeplant und unvorbereitet ehrfürchtig von großer (und kleiner) Kunst gefesselt werde. Wie in diesem Fall. Jan Lievens‘ Bücherstilleben wurde aus Raum 2.8 im Amsterdamer Rijksmuseum geholt, wo es oben über’m Schrank hing, und kann nun in der Ehrengalerie auf Augenhöhe bewundert werden. Es gibt edlere Gegenstände auf Stilleben als diese alten zerfledderten Bücher. Und doch ist dies schon lange eines meiner Lieblingsstilleben aus dem Goldenen Zeitalter der niederländischen Malerei. Vielleicht, weil diese alten Schinken mich immer in Versuchung bringen, die Hand auszustrecken und in ihnen zu blättern.
Jedenfalls danke, London. Dort wird in der National Gallery z. Zt. eine Ausstellung zu Rembrandts Spätwerk gezeigt, zu der manche Gemälde aus der Ehrengalerie ausgeliehen wurden. So entstanden leere Stellen an den Wänden des Rijksmuseums und konnte in den heiligen Hallen ein wenig neu gemischt werden. Mit direktem Blick auf Lievens' alte Bücher als Resultat. Gehet hin und staunt!
Und wenn Ihr mehr über dieses Gemälde erfahren wollt - und über das Geheimnis, das sich (buchstäblich!) hinter ihm verbirgt:
Führungen im Rijksmuseum Amsterdam gibt es hier.
29. Okotber 2014