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Man begegnet ihnen auch an anderen Orten in den Niederlanden. Doch an der Vecht kommen sie in geballter Konzentration vor. Theekoepels, wörtlich: Teekuppeln - Pavillons, die zum Garten oder Park eines der imposanten Landhäuser gehören, die reiche Kaufleute und andere Betuchte sich hier bauen ließen. Wie kam es dazu?

Pavillon ("theekoepel") von Haus Leeuwenburg in Maarssen Zandpad 34

Reetgedeckter Pavillon ("theekoepel") von Haus Leeuwenburg am Zandpad 34 in Maarssen. Leeuwenburg war in der Vergangenheit auch als Boekendael und Spruytenburg bekannt.

Amsterdamer Unternehmer und Patrizier wurden im Zuge der Wirtschaftsblüte des Goldenen Zeitalters, mit Unternehmungen wie der VOC, der Verenigde Oostindische Compagnie, vermögend oder noch reicher, als sie zuvor schon waren. Das ermöglichte es ihnen, in den warmen Sommermonaten der eng und schmutzig werdenden Stadt und ihren unangenehmen Gerüchen zu entfliehen. Sie ließen sich teure Villen im Grünen bauen, vorzugsweise am Fluss Vecht zwischen Utrecht und Amsterdam oder an anderen beschaulichen Wassern, schafften im Sommer ihren Hausrat hierhin und ließen es sich dann gutgehen.

Loenen theekoepel Pavillon Vegtlust

Der Gartenpavillon (theekoepel) des Landgutes "Vegtlust" in Loenen an der Vecht.

Bevor diese Theekoepels genannten Gartenpavillons in Mode kamen, beschränkte sich niederländische Gartenarchitektur meist auf Laubengänge aus kunstvoll gebogenen Zweigen. Andernorts in Europa, wie in Frankreich und Deutschland, gab es bereits früher imposante Architektur in Gärten, wie phantasiereiche Grotten und größere Pavillions. In Kleve beispielsweise fand man sogar Lindenbäume, die derart kunstvoll bearbeitet waren, dass man in ihnen Kuppeln anlegen und darin spazieren konnte. In den Niederlanden zeigte sich im Manierismus und dem beginnenden 17. Jahrhundert eine Vorliebe für begrünte Gartenarchtektur aus Holzlatten. Beispiele sind in Kupferstichen von Parkanlagen von Hans Vredeman de Vries zu finden.

Sehen und gesehen werden an der Vecht

Kennzeichen einer solchen "Kuppel" ist, dass es sich um ein nutzloses Gebäude handelt, um ein Symbol von Wohlstand und absichtlicher Vergeudung. Der Pavillon stellt der Außenwelt gegenüber zur Schau, dass man es sich leisten kann, nutzlose, teure Dinge zu unterhalten, und dass man selbst, mit der Zeit, die man im Pavillon verbringen kann, über die entsprechende Freizeit verfügt.*

Pavillon ("Theekoepel") von Haus Gansenhoef, Zandpad 31 in Maarssen

Der Gartenpavillon ("Theekoepel") von Haus Gansenhoef (auch Gansenhoeck) an der Vecht

Die Formen der Pavillons variieren zwischen quadratisch, sechseckig und achteckig, mit allen möglichen Zwischenformen, meist Zentralbauten, fast immer mit symmetrischem Grundriss. Auch die Größe kann unterschiedlich ausfallen, Meist sind es mindestens einige Quadratmeter, denn man hielt sich mit mehreren Personen eine Weile in den Gartenhäuschen auf. Manche verfügten sogar über eine Abort-Anlage, einen Anbau zur Aufbewahrung von Torf, dem üblichen Heizmaterial, und einen Nebenraum, der als Kleinküche diente.

Warum nun "Teekuppel"? Anders als die ursprüngliche niederländische Bezeichnung Theekoepel suggeriert, wurde nicht nur Tee konsumiert. Aber auch. Tee wurde im 17. und 18. Jahrhundert von Fern importiert und war ein Luxusgut. Wer es sich leisten konnte, zelebrierte den Genuss des Getränks dort, wo er oder sie dabei gesehen werden konnte - und selbst auch noch etwas zu sehen hatte: Am stark durch Transport- und Passagierboote - so genannte Trekschuiten (Treidelboote) - befahrenen Fluss oder wenigstens an einem Weg, auf dem Passanten vorbeikamen.

Gartenpavillon ("theekoepel") von Landvilla Vechtoever in Maarssen

Gartenpavillon von Landvilla Vechtoever in Maarssen, Diepeldaalsedijk 33

Liebhaber stärkerer Getränke nahmen Wein zu sich, der aus Frankreich oder Deutschland ins Land kam. Auch Liköre und Schnäpse wurden getrunken. So wundert es nicht, dass die Gartenpavillons bisweilen im Ruf kleiner Lasterhöhlen standen, in denen sich nicht nur Trunkenbolde auslebten, sondern wo auch manche (unstatthafte) Liebelei stattfand, unter Umständen sogar gegen Bezahlung.

Längst nicht alle dieser Gartenhäuser sind erhalten geblieben. Und von denen, die noch existieren, wechselten so manche im Laufe der Zeit den Besitzer ebenso wie den Standort. So gehört der Gartenpavillon, der heute im Park des ehemaligen Rittergutes Bolenstein in Maarssen steht, ursprünglich zum schräg gegenüber liegenden Landsitz Doornburgh. Das ehemalige Gartenhaus von Bolenstein zog seinerseits zum Landhaus Beek en Hoff um, weiter flussabwärts in Loenen aan de Vecht.

theekoepel Haus Beek en Hoff, Loenen

In Loenen an der Vecht steht dieser Pavillon von um 1800 bei Landgut Beek en Hoff. Ursprünglich stand diese Laube bei Schloss Bolenstein in Maarssen.

 

Wer den Anblick dieser hübschen Teepavillons selbst erleben möchte, dem sei ein Ausflug an die Vecht ans Herz gelegt. Kukullus hilft gern mit einer Führung vor Ort, mit der Sie Einblick in Charakter und Besonderheiten der Region erlangen.

*So zusammengefasst in: Wim Meulenkamp, Theekoepels en tuinhuizen in de Vechtstreek. Overvloed en welbehagen, Weesp (Heureka) 1995, S. 36.

 

Für alle, die nicht genug bekomen können, hier noch mehr Fotos solcher Gartenhäuschen an und bei der Vecht:

 

Pavillon Roosendaal Utrecht Vechtdijk 150

Haus Roosendaal lage ehemals nördlich von Utrecht an der Vecht, am Vechtdijk 150. Das Anwesen wurde im 19. Jahrhundert abgerissen, doch das prächtige Zugangsportal und dieses Gartenhaus wurden verschont.

 

 Gartenhaus von Schloss Bolenstein Maarssen

An der Vecht in Maarssen steht das Gartenhäuschen von Schloss Bolenstein, das ehemals zu Doornburgh gehörte. Der ursprüngliche Pavillon von Bolenstein musste 1903 für den Straßenbau des Wilhelminawegs weichen und steht nun auf bei Landsitz Beek en Hoff in Loenen an der Vecht. Im 20. Jahrhundert verfiel der Pavillon von Doornburgh, das seit Mitte des 20. Jahrhunderts von den Nonnen der Priorij Emmaus bewohnt wurde. Dieses Gartenhaus von Doornburgh wurde vom damaligen Bewohner von Bolenstein, Architekt B.O. van den Berg, gerettet und 1968 im Park von Schloss Bolenstein aufgebaut.

 

Maarssen, Gartenlauben ('Theekoepel') De Kijk, Wilhelminaweg 9, Vecht

Der Pavillon De Kijk (auch genannt Koepel van Hamoen") liegt in einer der – auch im Winter – pittoresken Kurven der Vecht in Maarssen.

 Pavillon De Kijk Maarssen koepel van Harmoen

Auch im Sommer hübsch - Gartenhaus von Harmoen bzw. De Kijk in Maarssen. 

 

Pavillon Leeuw en Vecht Maarssen

Gartenhaus von Leeuw en Vecht am Straatweg 25 in Maarssen, vielleicht um 1800 entstanden.

 

theekoepel Vecht en Rijn bei Nijenrode, Breukelen

Der Pavillon von Landgut Vecht en Rijn, einer ehemaligen Ziegelei oder steenfabriek nahe Schloss Nijenrode in Breukelen ist recht hoch gebaut. 

 

Gartenhaus Vechtzigt Breukelen Zandpad 27

Auch Landhaus Vechtzigt am Zandpad 27 in Breukelen hat ein hübsches Gartenhäuschen. 

 

Gartenhaus VreedenHoff Nieuwersluis

Dieses Gartenhaus am Straatweg in Nieuwersluis gehört zum Anwesen von VreedenHoff. Es ist einer der wenigen Pavillons, von dem man das genaue Entstehungsjahr kennt. Dies dank eines eingefügten "ersten Steins" mit Inschrift und dem Datum 12. Dezember 1776.

 

 Pavillon Valkenheining Baambrugge

Nicht mehr am Fluss Vecht aber ganz in dessen Nähe gelegen und auch sehr hübsch: Das Gartenhaus von Buitenplaats Valkenheining am Flüsschen Angstel in Baambrugge, nahe Loenersloot, erbaut etwa 1700-1730. 

 

23. Dezember 2012

(zuletzt geändert am 18.1.2018)

 


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